Klassische ukrainische Literaturgeschichte? Alles Russen
5 Mär. 2023 20:44 Uhr
Unter Philologen ist es ein beliebter Treppenwitz, dass die Ukrainer die einzige Nation auf dem Planeten sind, die ihre größten Klassiker in der Übersetzung lesen müssen. Nikolai Gogol schrieb nun mal auf Russisch, ebenso auch Taras Schewtschenko seine Prosa. Das sind Paradoxien einer künstlichen, aber gelungenen Nationenbildung.
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Zitate
Der Band "Ukrainische Literatur des 14. bis 17. Jahrhunderts" hat natürlich meine besondere Aufmerksamkeit erregt. Ich beschäftige mich seit meiner Jugend mit dem russischen Spätmittelalter. Es ist eine sehr wichtige und in vielerlei Hinsicht verständliche Zeit für mich. Ich habe das ganze Buch durchgeblättert und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Nein, da war nichts Lustiges dabei.
Die Sache ist die, dass die gesamte so genannte "ukrainische Literatur" des 14. bis 17. Jahrhunderts auf Russisch geschrieben wurde.
Alle Russen sprechen fließend das Ukrainische des 18. Jahrhunderts.
Sie verstehen es nicht nur, wie Sie das moderne Ukrainisch ausnahmslos nach zwei Wochen verstehen würden, Sie sprechen es auch, was Sie sich beim modernen Ukrainisch wahrscheinlich nicht trauen würden. Ebenso verstehen und sprechen Sie die ukrainische Sprache des 17. und des 16. Jahrhunderts. Denn es ist nichts anderes als die russische Sprache.
Wenn Serko, Naliwaiko und Chmelnizkij in unsere Zeit versetzt würden und wir säßen am Tisch – ich zum Beispiel auf der einen und sie auf der anderen Seite –, so hätten wir keine Schwierigkeiten, uns zu verstehen. Das umgangssprachliche Russisch des 17. Jahrhunderts ist für einen modernen Russen allgemein verständlich.
Hätten sich aber dieselben drei mit Selenskij an den Tisch gesetzt und er hätte begonnen, mit ihnen im "modernen" Ukrainisch zu sprechen, das er spät und mühevoll erlernt hat, hätten sie um einen Dolmetscher gebeten.
Quelle: RT_DE