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Köln und seine Städtepartnerschaften – Nichts aus der Geschichte gelernt
Köln und seine Städtepartnerschaften – Nichts aus der Geschichte gelernt
in Aus der Welt der Wissenschaft 06.09.2023 12:01von franzpeter •

Beitrag : Köln und seine Städtepartnerschaften – Nichts aus der Geschichte
gelernt
URL : https://www.nachdenkseiten.de/?p=103393
Verfasst : 6. September 2023 um 09:00
Autor : Jens Berger
Seit Oktober letzten Jahres hat Köln eine Projektpartnerschaft (
https://www.stadt-koeln.de/artikel/72265/index.html ) mit der
ukrainischen Stadt Dnipro. Das ist insofern erstaunlich, da Dnipro seit acht
Jahren mit eiserner Hand von einem rechtsgerichteten Oligarchen namens Boris
Filatow als Bürgermeister regiert wird. Der ließ das Rathaus der Stadt bereits
mit den schwarz-roten Flaggen der Nazi-Kollaborateure und Kriegsverbrecher der
OUN beflaggen und benannte eine Straße seiner Stadt nach dem umstrittenen
Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera. Zeitgleich fror Köln seine seit 1988 laufende
Städtepartnerschaft mit dem russischen Wolgograd, ehemals Stalingrad, ein.
Projekte, die sich z.B. für sozial-medizinische Betreuung ehemals nach
Deutschland verschleppter Zwangsarbeiterinnen einsetzen, sind damit gestoppt (
https://www.t-online.de/region/koeln/new...d-auf-eis-.html
) . Anstatt Aussöhnung mit den Opfern der Nazizeit zu betreiben, unterstützt
Köln nun Revisionisten, die – diplomatisch formuliert – ein schwieriges
Verhältnis zur Nazizeit haben. Hat man am Rhein nichts aus der Geschichte
gelernt? Von Jens Berger
Viele Leser werden mit dem Städtenamen Dnipro wenig anfangen können. Das ist
kein Wunder, hieß die Stadt doch bis 2016 noch Dnjepropetrowsk. 2015 erlies die
Ukraine jedoch ein Gesetz zum Verbot kommunistischer und nationalsozialistischer
Propaganda, das jedoch in der Praxis eher genutzt wird, um sich mit teils
skurrilen Aktionen von den Überbleibseln der Sowjetzeit zu befreien. 1926 wurde
das ehemals zu Ehren der russischen Zarin Katharina benannte Jekaterinoslaw in
Dnjepropetrowsk umbenannt – ein Name mit Bezug auf den Fluss Dnjepr und der
Endung „-petrowsk“, die auf den heiligen Petrus verweist. Nach Ansicht der
ukrainischen Nationalisten war die im gesamten russischen sowie ukrainischen
Sprachraum häufig vorkommende Endung jedoch ein Bezug auf den ehemaligen
Vorsitzenden des Obersten Sowjets der Ukrainischen SSR, Grigori Petrowski. Also
wurde die Stadt 2016 auf Beschluss der Rada hin in Dnipro umbenannt.
Bei dieser – politisch eher unverdächtigen – Umbenennung sollte es nicht
bleiben. Nach der Machtübernahme antirussischer Kräfte und der Beteiligung
rechtsextremer Parteien in Folge des Maidan-Putsches stehen in Dnipro vor allem
Erinnerungen an die im Zweiten Weltkrieg mit den deutschen Besatzern
kooperierenden ukrainischen Nationalisten der OUN hoch im Kurs. So wurde
beispielsweise 2019 in Dnipro die ehemalige „Babuschkin-Straße“ in
„Schuchewitsch-Allee“ umbenannt (
https://ukraineverstehen.de/portnow-umbe...kow-vs-bandera/
) . Der alte Namensgeber Iwan Babuschkin war ein russischer Revolutionär und
Berater von Lenin, der 1906 von den Zaristen erschossen wurde. Der neue
Namensgeber ist hingegen politisch deutlich brisanter. Roman Schuchewytsch war
ein radikaler ukrainischer Nationalist und Mitbegründer der OUN. Vor dem Zeiten
Weltkrieg agierte er als – wie man heute sagen würde – Terrorist (
https://de.wikipedia.org/wiki/Roman_Schuchewytsch ) in der damals
zu Polen gehörenden Westukraine. Nach dem Überfall der Sowjetunion durch
Deutschland schloss sich Schuchewytsch der „Legion Ukrainischer
Nationalisten“, dem zur Wehrmacht gehörenden „Bataillon Nachtigall“, an
und kämpfte dort als Offizier an der Seite von SS und Wehrmacht. Allein in
Weißrussland soll Schuchewytschs Bataillon etwa 2.000 Partisanen getötet haben
( http://history.org.ua/LiberUA/Book/Upa/1.pdf ) . Er selbst soll
dabei die Morde angeordnet und die „Säuberung der Westukraine“ koordiniert
haben (
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/ap...chichten/?p=all
) . Und nach diesem Kriegsverbrecher und Massenmörder werden in der Ukraine
Plätze und Alleen benannt?
Nicht minder problematisch ist die erst im September 2022 in Dnipro vollzogene
Umbenennung der ehemaligen „Otto-Schmidt-Straße“ in
„Stepan-Bandera-Straße“ (
https://www.facebook.com/permalink.php?s...100002157183088
) . Otto Juljewitsch Schmidt (
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Juljewitsch_Schmidt ) war ein
russischer Polarforscher. Über Stepan Bandera wurde auf den NachDenkSeiten
bereits einiges geschrieben (
https://www.nachdenkseiten.de/?tag=bandera-stepan ) . Wer eine
historische Einordnung Banderas und des Kultes um ihn bei den rechtsgerichteten
ukrainischen Nationalisten sucht, dem sei der lesenswerte Aufsatz (
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/ap...chichten/?p=all
) des Historikers Grzegorz Rossoliński-Liebe auf den Seiten der Bundeszentrale
für politische Bildung empfohlen. Diese Umbenennung wurde übrigens von Dnipros
Bürgermeister Boris Filatow persönlich angeordnet. Damit wolle er – so
Filatow (
https://korrespondent.net/ukraine/451828...-ulytsa-bandery
) – ein Versprechen umsetzen, dass er seinem Freund, dem Gründer der Bewegung
„Rechter Sektor“, Dmitri Jarosch, gegeben hatte. Der Rechtsextremist Jarosch
und sein „Rechter Sektor“ spielten übrigens auch beim Maidan-Putsch, bei dem
er die „nationale Revolution“ ausrief, eine Rolle. Dass er nicht eben als
„Freund westlicher Werte“ gilt, belegen Zitate (
https://www.telepolis.de/features/Dmytro...en-7217539.html
) wie dieses: „"Amnesty International waren schon immer Arschlöcher und
Parasiten. … Und wieder haben sie bewiesen, dass sie die ‚Rechte‘ von
Nichtmenschen, Besatzern, Plünderern, Vergewaltigern verteidigen. …".
In Deutschland würde man wohl sagen, Filatow habe ein Problem mit der Abgrenzung
zum rechten Rand. Aber das wäre gehörig untertrieben, bewies eben jener Filatow
doch immer wieder eine ausgesprochene Nähe zu Rechtsextremisten. So ließ er
2019 – als rechtsextreme Kräfte das „Bandera-Jahr“ ausriefen, vor dem
Gebäude der regionalen Staatsverwaltung die rot-schwarzen Flaggen der
Bandera-Organisation hissen (
https://www.nzz.ch/feuilleton/bandera-di...igur-ld.1596257
) . Am 1. Januar 2020, dem 111. Geburtstag Banderas, fand – mit Filatows
Genehmigung – in der Innenstadt von Dnipro ein großer Fackelmarsch (
https://de.dreamstime.com/m%C3%A4rz-der-...-image168339388
) zu Ehren Banderas statt, auf dem ebenfalls rot-schwarze Flaggen gehisst
wurden. Filatow macht auch gar keinen Hehl daraus, dass er selbst glühender
Anhänger (
https://www.facebook.com/permalink.php?s...100002157183088
) Banderas ist.
Dass Kölns parteilose von den Grünen und der CDU unterstützte
Oberbürgermeisterin Henriette Reker diesen Mann empfing, ihn ins Gästebuch der
Stadt Köln schreiben ließ, und mit ihm gemeinsam eine Projektpartnerschaft der
Städte Köln und Dnipro verkündete (
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/we...ter/ar-AA192HrG
) ist ein Skandal; ein Skandal, über den in der sonst so geschwätzigen Kölner
Lokalpresse jedoch nicht geschrieben wird. Auf Unwissenheit kann man hier auch
nicht plädieren. Die hier genannten Sachverhalte waren zum Zeitpunkt des Kölner
Ratsbeschlusses alle bekannt. Die Besiegelung dieser Partnerschaft ist umso
erstaunlicher, da laut Bekanntgabe der Stadt Köln auch das Auswärtige Amt mit
einbezogen wurde (
https://www.stadt-koeln.de/artikel/72265/index.html ) . Der
Beschluss wurde vom Rat der Stadt Köln übrigens einstimmig gefasst (
https://ratsinformation.stadt-koeln.de/t...?__ktonr=352476 )
. Offenbar hat man in Köln kein Problem mit Rechtsextremisten, solange sie auf
der „richtigen Seite“ stehen.
p.s.: Die Stadt Köln hat ihre Städtepartnerschaft mit Wolgograd übrigens mit
der Begründung auf Eis gelegt, man könne keine Partnerschaft mit einem Land
pflegen, das einen Angriffskrieg führt (
https://www.t-online.de/region/koeln/new...d-auf-eis-.html
) . Köln hat auch Städtepartnerschaften mit Indianapolis/USA, Liverpool/GB und
Tel Aviv-Jaffa/Israel. Während der Angriffskriege dieser Länder gab es noch
nicht einmal eine Diskussion über die Pausierung der Städtefreundschaften.
Titelbild: © Stadt Köln
http://vg05.met.vgwort.de/na/c6bf799ab91...077f5925f336a39
Quelle: NachDenkSeiten
Mit freundlichen Grüßen
franzpeter

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