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Endler

in Endler (Poecilia wingei) und seine Zuchtformen 20.06.2017 12:55
von franzpeter | 17.445 Beiträge

Entwurf für einen Standard für Zuchtformen von Endlers Guppys

von Harro Hieronimus, Solingen

Seit vielen Jahren kennen wir die Wildformen von Endlers Guppy. Blonde und blaue Guppys sind vor allem aus den Originalstämmen, die über John Endler, Klaus Kallman und die USA zu uns gelangten, häufiger gefallen und sind schon relativ lange bekannt. In den letzten Jahren allerdings wurden zahlreiche Zuchtformen bekannt, die den üblichen Rahmen sprengen und von der Wildform deutlicher abweichen. Es geht hier nicht um die „normale“ Variabilität oder die Frage, ob es sich um Poecilia wingei oder Poecilia reticulata handelt, sondern alleine um Formen, die durch Selektion, Kombination oder Kreuzung entstanden sind.

In viele Zeitschriften, unter anderem Heft 4-2008 der DGLZ-Rundschau, wurden bereits die Scharlach- oder Scarlet-Guppys vorgestellt. Wer aber etwas genauer recherchiert, merkt schnell, dass es weitaus mehr Formen im Hobby gibt. Die USA sind hier führend, aber auch in Deutschland sind bereits etliche Formen vertreten.

Aus diesem Grund reifte der Entschluss, den Freunden von Endlers Guppys eine Plattform zu geben. Und was könnte da besser sein als die DGLZ-Leistungsschau? Und warum warten? Also werden wir dieses Jahr erstmals ein Internationales Championat für Zuchtformen von Endlers Guppys ausschreiben. Die Ausschreibung erfolgt ebenfalls in diesem Heft. Damit Sie aber eine Grundlage für die Präsentation haben, brauchen wir einen Standard. Deswegen präsentiere ich Ihnen hier einen Entwurf eines Standards. Er wird im Herbst probeweise angewendet werden. Die Ergebnisse der Bewertung können dann in den Standard einfließen.

Die Wildform

Um die Zuchtformen klar abgrenzen zu können, brauchen wir natürlich eine Definition der Wildform. Generell kann man sagen, dass Wildform alles das ist, was auch in der Natur vorkommt, also an den bekannten Fundorten in Venezuela. Typisch für die Wildform ist:

- Größe der Männchen maximal 20 mm plus Schwanzflosse. - Größe der Weibchen etwa 35 mm inkl. Schwanzflosse. - Körperform bei beiden Geschlechtern guppytypisch. - Klar umrissene Farbflecken auf dem Körper, von denen schwarze Bereiche obligatorisch, rote häufig sind. Alle anderen Farbbereiche können vorkommen. - Zwei kurze Schwerter sind zumindest am Ansatz erkennbar. Sie sind unterschiedlich lang, meist rot, selten ist das obere andersfarbig. Die Schwerter oder ihre Ansätze sind schwarz abgegrenzt. Ein Schwert ist länger als das andere. Das Schwert ist nie länger als die mittleren Strahlen der Schwanzflosse plus 20 %.

Vieles davon kann auch für die Zuchtformen übernommen werden. Das gilt besonders für die Größe. Sind die Farben flächig, müssen sie scharf abgegrenzt sein. Sind zwei Schwerter vorhanden, sollen sie ungleich lang sein und dürfen nicht mehr als 50 % länger als die mittleren Schwanzflossenstrahlen sein. Bei den meisten Zuchtformen sind sogar nur die äußeren Schwanzflossenstrahlen gefärbt und nicht verlängert. Aber davon mehr bei den einzelnen Kategorien. Damit ist auch klar, warum hier die normale IHS für Guppyzuchtformen nicht angewendet werden kann, danach kommen Endlers-Zuchtformen niemals über 50 Punkte.

Zuchtformen

Der nun folgende Vorschlag orientiert sich weitgehend an dem, was heute bereits auf dem Markt vorhanden ist, wenn auch nicht immer bereits in Deutschland. Ausgestellt werden dürfen nur eigene Nachzuchten.

Drei Männchen – drei Weibchen

Bei der Diskussion des Entwurfs bei der DGLZ-Frühjahrstagung in Olpe wurde beschlossen, dass nicht einfach Pärchen ausgestellt werden sollen. Deswegen sollen drei möglichst übereinstimmende Männchen und ein Weibchen präsentiert werden. Das Weibchen muss zum Männchenstandard passen (was man natürlich nicht immer sehen kann). Ist es aber sichtbar, dass es nicht passt, führt dies zum Ausschluss. Ein schönes Männchen hat man auch leicht, dass es drei sein sollen, erschwert die Angelegenheit etwas und führt auch zu mehr Konzentration auf die gleichartige Färbung. Soweit ich derzeit weiß, zeigen die Weibchen keine Deckfarben, nur die Grundfarben. Erkrankte Tiere werden ebenfalls von der Bewertung ausgeschlossen. Um bewertet zu werden, muss der Satz vollständig sein.

Die verschiedenen Klassen

Endlers Guppys können in verschiedenen Klassen ausgestellt werden. Dabei sollen sie immer in die Klasse eingeordnet werden, deren hervorragendes Merkmal sie tragen. Das ist besonders bei den Farben wichtig, denn diese können etwa auch bei den Schwertfarben nominiert werden. Die Einteilung orientiert sich an den Männchen. Später können diese Klassen noch einmal unterteilt werden, etwa in blonde Schwerter oder Ähnliches. Die Rückenflosse darf nicht vergrößert, aber farbig oder farblos sein. Bis auf Rücken- und Schwanzflosse sind die anderen Flossen farblos. Derzeit konkurrieren aber alle Klassenmitglieder miteinander.

1. Grundfarben/Basic colours (Code B)

Wie erwähnt, fallen aus den Wildstämmen relativ leicht blonde und blaue Guppys. Die Körper- und Schwertform soll dem Wildtyp entsprechen. Herrscht ein anderes Merkmal vor, sollte die Einordnung in einer anderen Klasse stattfinden. Endlers Guppys mit der Grundfarbe Grau müssen in einer anderen Klasse ausgestellt werden. Blond: Die schwarzen Pigmente sind ausgefallen. Auf dem Körper zeigen sich klar umrissene rote und grüne Farbflecken, die Schwerter sind ebenfalls ohne Schwarz. Die Augen sind schwarz. Albino: Die Färbung ist noch etwas heller wie bei den Blonden, das Auge ist aber rot. Blau: Alle Farben bis auf Schwarz fehlen. Die Schuppen sind bei beiden Geschlechtern kräftiger dunkel umrandet. Die Männchen zeigen klar umrissene schwarze Farbflecken. Die Schwerter in Schwarz sind kaum erkennbar.

2. Schwertfarben – Obenschwert/Topsword (Code T)

Die Ansätze für die verschiedenen Schwertfarben sind bereits bei den Wildformen entstanden, es handelt sich also um eine typische Selektionszucht. Dabei beziehen sich alle Angaben auf das obere Schwert. Im Idealfall ist kein Untenschwert zu sehen, es sollte immer weniger als halb so lang wie die mittleren Schwanzflossenstrahlen sein, sonst führt dies zu deutlicher Abwertung. Folgende Farben sind derzeit als Innenfarben bekannt: Gelb, Weiß, Rot, Gelb, Blau und Grün.

3. Schwanzflossenfleck – Pfau/Peacock (Code P)

Am Ansatz der Schwanzflosse befindet sich zentriert ein möglichst kreisrunder, schwarzer Fleck, der von einem hellen Bereich umrundet sein soll. Diese Zeichnung ist derzeit nur mit der Grundfarbe Grau bekannt.

4. Körperfarbe/Body colour (Code C)

Neben einem möglichst einheitlich gefärbten Körper sollen auch noch schwarze Anteile vorhanden sein. Bekanntestes Beispiel ist Scharlach/Scarlet. Bekannt sind auch Endlers Guppys mit überwiegend grünem Körper. Auch Silber ist bekannt.

5. Streifen/Stripe (Code S)

Ein Farbstreifen soll sich möglichst über den ganzen Körper ziehen. Nicht darunter fällt der schwarze Rückenstreifen, den viele Männchen zeigen. Idealerweise zieht sich der Streifen vom Auge bis zur Schwanzwurzel. In seltenen Fällen sind doppelte Streifen auf den Körperseiten zu beobachten. Der Streifen soll möglichst nicht unterbrochen sein, ist er dies nur auf kurzer Strecke, handelt es sich nicht um einen schweren Fehler.

6. Gefleckt/Spotted (Code G)

Statt eines Streifens findet sich eine deutliche Reihe etwa gleichgroßer Farbpunkte vor allem auf dem Hinterkörper, die klar umrissen und voneinander getrennt sind. Bislang sind nur rote Flecken bekannt.

7. Schlangenbrust/Snake breast (Code U)

Auf dem unteren Vorderkörper (Bauch) befinden sich zarte schwarze Streifen, die an das Muster Snakeskin erinnern. Weitere Farben dürfen nicht auftreten.

8. Offene Klasse (Code O)

Durch die ständige Entwicklung bei Endlerguppys, bei der mit weiteren Zuchtformen zu rechnen ist, finden sich alle nicht in den ersten sieben Klassen aufgeführten EndlerZuchtformen in der offenen Klasse wieder. Durch Kreuzung mit „normalen“ Guppys lassen sich weitere Farben erzeugen. Bekannt sind vor allem Snakeskin-Muster auf dem Hinterkörper. Wichtig dabei ist, dass die endlertypischen Merkmale erhalten bleiben. Das gilt für die Körpergröße und ganz besonders für die Schwanzflosse. Vergrößerte Farbbereiche oder Verlängerungen bei den Schwertern sind unerwünscht.

Bewertungspunkte

Die Bewertungskommission besteht aus drei bis fünf Personen. Die Ergebnisse werden addiert und durch die Anzahl der Bewerter geteilt. Die Bewertung steht unter der Leitung des Zuchtformenobmanns oder eines vom Ausrichter bestimmten Stellvertreters. Die Ergebnisse der Bewertungskommission sind nicht anfechtbar und werden nicht im Detail bekanntgegeben.

Insgesamt können 100 Bewertungspunkte erreicht werden. Bewertet werden jeweils alle drei ausgestellten Männchen, jedoch nicht mit Einzelpunkten, sondern einer Gesamtpunktzahl je Kategorie.

Kategorie erreichbare Punktzahl

Körperform 10 Körpergröße 10 Flossenform 20 Farbqualität 20 Übereinstimmung der Männchen 20 Vitalität 5 Züchterische Leistung 15

Gesamt: 100


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Mit freundlichen Grüßen
franzpeter
zuletzt bearbeitet 13.08.2017 15:33 | nach oben springen

#2

RE: Endler

in Endler (Poecilia wingei) und seine Zuchtformen 20.06.2017 19:46
von franzpeter | 17.445 Beiträge

. Dies ist der Entwurf und auch gleichzeitig der Vorläufige Standard der DGLZ für einen Endler-Standard..
Diesen gibt es schon seit mehreren Jahren und wird beim DGLZ Endler-Championat angewendet.
Deshalb wird dieser Standard immer der Aktuellen Entwicklung entsprechend angepasst.
Dies ist schon nach den DGLZ Endler-Championaten 1 und 2 geschehen und wird in weiteren Endlerchampionaten bestimmt wieder geschehen.
Die Entwicklung bei den Endler-Zuchtformen macht z.Z. immer noch riesen Schritte innerhalb eines Jahres.

Quelle: Guppy-Treff Berlin 1911


Mit freundlichen Grüßen
franzpeter
zuletzt bearbeitet 20.06.2017 19:47 | nach oben springen


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