Mitochondriale Vererbung
Mal über den Tellerrand geschaut.
Ein kleiner, aber für das Leben der Zelle wichtiger Teil der DNA (mtDNA) befindet sich in den Mitochondrien (sowohl bei Tieren als auch bei Pflanzen). Die Mitochondrien vermehren sich während der Zellproliferation erst durch Größenzunahme, dann durch Teilung, und zwar jedes Organell einmal pro Zellzyklus. Der überwiegende Teil der mitochondrialen Proteine wird von den Genen des Zellkerns und nur ein kleiner Teil vom Mitochondriengenom kodiert. In der Zelle ereignet sich ein aufregendes Nebeneinander zweier unabhängiger genetischer Systeme. Zur Zeit der Buchveröffentlichung (2001) greift man auf evolutionäre Argumente zurück. Beim Menschen z.B. kodiert das mitochondriale System die RNA-Elemente seines Translationsapparates, aber für das notwendige Protein sorgt der Zellkern. Funktionen zusammengehörender Proteine werden teils von der mtDNA, teils von der Kern-DNA kodiert (Beispiel Atmungskette). Die Eizellen der meisten Tierarten enthalten mehrere hunderttausend Mitochondrien (die Spermienzellen einige hundert). [Matroklinie bei Fischen; eindrucksvolle Stammbäume weiblicher Linien; Weitergabe von Krankheiten (atmungsorientierte); Gerichtsmedizin}. Daraus ergibt sich bei mir die Frage, ob bei der Farbentwicklung des Guppies oxidative Prozesse (Regulationssysteme? Selektive Replikation? Allosterische Proteine-Steuerung der Enzymaktivität? Homeotische Gene?) mitwirken, die in epi-/hypostatischer Form durch mitochondriale Vererbung beeinflußt sind.
Quellen:
Molekulare Genetik, R. Knippers, Teil IV, S.441 ff.
Klassische und molekulare Genetik, Bresch-Hausmann
Geschichte des Gens, Ernst Peter Fischer
Genetische Grundlagen der Fischzüchtung, V.S. Kirpicnikov