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Weißfarbige Albinoguppys

in Artikel 18.01.2013 09:41
von franzpeter | 17.404 Beiträge

Weißfarbige Albinoguppys als zweifach
rezessive Grundfarbe

von Michael Kempkes

Die Grundfarben des Guppys sowie ihre Vererbung beschäftigen die Guppyzüchter wie auch die Wissenschaftler gleichermaßen. Dabei wurden in den nunmehr über neunzig Jahren seit der Ersteinfuhr nach Deutschland 1908 durch Carl Siggelkow zahlreiche neue Farbspielarten des Guppy entdeckt, beschrieben und in reinerbigen Stämmen erhalten. Waren es zunächst erst die Wildstämme, deren natürlicher Farbreichtum die Aquarianer weltweit verzückte, so entstanden schon kurze Zeit später erste Zuchtformen, die sich durch genetisch bedingte Veränderungen der Farben und auch der Flossenformen auszeichneten.
Vor allem das Auftreten der ersten Farbmangelmutanten in den frühen dreißiger Jahren sorgte für Aufsehen, aber auch für Beachtung durch Wissenschaftler. Bedingt durch den Wegfall bestimmter Farbstoffe entstanden die ersten Farbmangelmutanten. Die erste durch die teilweise Reduktion des schwarzen Farbstoffes, Melanin, entstandene neue Grundfarbe Gold(193 3). Etwa zwei Jahre später wurde in Amerika zum erstenmal Blond beobachtet. Ebenfalls in Amerika wurde 1940 die mutationsbedingte Farbmorphe Albino entdeckt. Dzwillo beschrieb 1959 die Grundfarbe Blau.
Bislang ging man davon aus, dass Albino-Weiß nur durch die Kombination der Grundfarben Blond, Blau und Albino möglich sei. Dabei soll letztlich nur die direkte Kombination aus Weiß (Blond x Blau) und Albino zu der bislang einzig bekannten dreifachrezessiven Grundfarbe führen. In der Literatur findet sich meines Wissens kein einziger Hinweis darauf, dass
andere Kombinationen zu weißen Albinos führen. Um zu verdeutlichen was sich hinter den Begriff "Blond"
reticulata verbirgt, folgt an dieser Stelle die Beschreibung der Grundfarbe Grau ode Wildgrau. Bevor ich nun detailliert die für diese Untersuchung relevanten Grundfarben des Guppys beschreibe, möchte ich vorab erwähnen, dass alle Grundfarben des Guppys autosomal vererbt werden. Es gibt keine Farbmangelmutationen, die auf den Geschlechtschromosomen lokalisiert ist. Des weiteren sei darauf hingewiesen, dass sämtliche Grundfarben bei einer Kombination miteinander einen dominantrezessiven Erbgang aufnJeisen. Bei einer Kombination der hier als einfach-rezessiv vererbenden Farbmangelmutanten - also der Grundfarben Blond, Gold. Blau, Lutino und Albino (sowie wahrscheinlich Pink) - entstehen neue Grundfarbenkombinationen, die diese phänotypischen Merkmale "Blau" und "Albino" bei Poecilia
beider Ausgangsfarben aufweisen. Diese werden im folgenden unter anderem als "synthetische Grundfarben" bezeichnet.

Grau (Beschreibung der Grundfarbe) Diese Grundfarbe ist die Ausgangsform aller anderen Grundfarben, da lediglich mutationsbedingter Wegfall von Pigmenten zur Entstehung aller anderen Grundfarben führt(e). In den ursprünglichen Heimatgewässern des Guppys im nördlichen Südamerika findet man bei den dort lebenden Wildguppys ausschließlich graue Exemplare. Andersfarbige Tiere hätten meines Erachtens aufgrund des zumeist immensen Feinddruckes kaum eine Überlebenschance, da sie den Fressfeinden des Guppys schneller auffallen würden als die normale grau gefärbten Artgenossen. Der graue Gesamteindruck entsteht durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Pigmente und Zellfarbstoffe. In den allgemein als Chromatophoren bezeichneten Farbzellen der subkutanen Schicht des Bindegewebes befinden sich verschiedenfarbige Pigmente. Die schwarzen und braunen Pigmente treten in den Melanophoren auf. Rote Pigmente findet man in den Erythrophoren. In den Xanthophoren sind gelbe und orangefarbige Pigmente eingelagert. Zudem sind auch die Xanthoerythrophoren bekannt, deren Pigmente das Farbspektrum von Rot, Orange und Gelb abdecken. Für den silbrigen Glanz auf dem Fisch sind die Guanophoren oder Iridozyten verantwortlich, die Guaninkristalle enthalten. Die durch Lichtbrechung erzeugten Strukturfarben Weiß und Blau (es sind
nicht die gleichnamigen Grundfarben gemeint) entstehen so. In der Erbsubstanz jedes Individiums ist die Zahl und die Verteilung der Farbzellen festgelegt.

Insbesondere bei grauen Guppys fallen vielerlei Varianten in der Färbung der Fische auf. Einige Tiere wirken von ihrer Grundfarbe her eher gelblich, andere wiederum durch eine besonders dunkle Schuppenumrandung eher dunkel. Die Gesamtfärbung ist dabei auch von der Stimmung des Fisches abhängig. Balzende Männchen oder aggressive Weibchen färben sich durch ihre Erregung bedingt sehr dunkel. Die Verfärbung des Fisches werden durch das Zusammenspiel zwischen Nerven und Hormonen bewirkt, die Ausbreitung beziehungsweise das Zusammenziehen des Farbstoffes in den Chromatophoren steuern. Aber auch ohne "außergewöhnliche" Erregungen der Fische sind bei grauen Guppys der Grundfarbe Grau vier verschiedene Melanophoren festgestellt worden
(Nayudu & Hunter 1979). Bei einer
Untersuchung von Weibchen eines Wildstammes durch Fred Poeser und mir konnten, selbst trotz augenscheinlich phänotypisch kaum erkennbarer Unterschiede, massive Differenzen bei der Anordnung der Melanophoren in einem auf dem Körper unterhalb der Dorsale begrenzten Gebiet aufgezeichnet werden. Es gibt bei dem wildgrauen Typen also keinen einheitlichen Phänotyp zu beschreiben.
Die Grundfarbe Grau erweist sich in
der Vererbung gegenüber allen anderen Grundfarben als dominant.

Blond (Beschreibung der Grundfarbe, ohne dass diese allerdings im Versuch eingesetzt wurde)
Nach der Grundfarbe Grau ist die Farbmangelmutante Blond die am weitesten verbreitete Grundfarbe. Beschrieben wurde dies helle Farbmorphe des Guppy durch Goodrich 1944. Sie zeichnet sich im Phänotyp durch eine wenig leuchtende und wenig kräftige Gelbfärbung aus. Die Schuppenumrandung ist im Gegensatz zu den Grundfarben Grau, Gold oder Blau ohne Lupe nicht zu erkennen. Die Helligkeit der Grundfärbung im Vergleich zu den grauen Guppys wird durch eine ausschließlich im homozygoten Zustand mögliche Reduzierung der Melanophorengröße ermöglicht. Im Vergleich zu anderen Grundfarben sind die für die dunkle Färbung verantwortlichen schwarzen Körperfarbzellen (Melanophoren) deutlich verkleinert.- Man spricht von Mikromelanophoren. Der Blondguppy ist eine wanthoristische Zuchtform. Unter dem Mikroskop lassen sich bei dieser Grundfarbe viele Mikromelanophoren nachweisen. Vereinzelt sind auch größere Melanophoren erkennbar.

Wird Blond mit Grau kombiniert, so treten in der ersten Generation (F t) ausschließlich phänotypisch graue, genotypisch heterozygote Guppys auf, die sowohl die Erbanlagen für Grau als auch für Blond aufm eisen. In der F2Generation spaltet der Wurf nach einer Geschwisterpaarung in einem Verhältnis
1:2:1 auf. Insgesamt sind 75% der Nachkommen phänotypisch grau, wobei von den grauen Guppys zwei Drittel heterozygot zu blond sind und nur ein Drittel homozygot grau. Die verbliebenen 25% des Wurfes sind homon,gote Blondguppys.

Blau(Beschreibung der Grundfarbe) Bei den Guppys der Grundfarbe Blau ist der Wegfall der roten und gelben Pigmente erblich bedingt. Die Fische wirken demzufolge bläulich. Je nach aufgezüchteter "Deckfarbe" kann die Farbintensität der Fische deutlich variieren. So gibt es blaue Männchen, die kaum von denen der Grundfarbenkombination Weiß zu unterscheiden sind. Andere wiederum - vor allem Männchen der "Moskauer" Zuchtformen oder mit dem Gen "Nigrocaudatus" - wirken sehr dunkel. Zudem ist natürlich auch die Stimmung des jeweiligen Tieres entscheidend für die Färbung. Die Grundfarbe selbst ist größtenteils durch Melanophoren geprägt.
Interessanterweise ist in den vergangenen Jahren eine zweite blaue Grundfarbe "aufgetaucht", die zwar bereits seit längerem existieren muß, da sie unter anderem bereits von Gellrich 1998 in einem Gespräch erwähnt wurde, jedoch ist sie erst näher von Großmann (1999) untersucht und näher in populärwissenschaftlichen Schriften dargestellt worden. Diese Grundfarbe soll etwas heller als das "herkömmliche" Blau sein und in Kombination mit diesem in der F1Generation ausschließlich graue Jungtiere erbringen, womit bewiesen
wäre, dass die beiden unabhängig voneinander auf unterschiedlichen Genloci (wahrscheinlich sogar unterschiedlichen Chromosomen) lokalisiert gelagert sein müssen und demzufolge frei konvertierbar sind.
In einem Versuch habe ich ausschließlich Guppys der "alten" (d. h. dunkleren) Grundfarbe "Blau" genommen.

Albino (Beschreibung der Versuchsfische)
Über die Definition des Begriffes "Albino" gibt es eigentlich keine ein.ieitliche Meinung. In einigen Lehrbüchern liest der interessierte Leser vom völligen Wegfall des Melanins; in anderen Standardwerken hingegen reicht bereits die deutliche Reduktion des schwarzen Körperfarbstoffes aus, um die Bezeichnung "Albino" für das betreffende Tier zu verwenden. Für den Versuch nahm ich Guppys, die im Liebhabertum durchaus als Albino gelten. Bei einigen wenigen Tieren des Stammes konnten jedoch unter dem Mikroskop durch Poeser und mich ganz vereinzelt Mikromelanophoren nachgewiesen werden. Wahrscheinlich handelt es sich hier um Fische, die als sogenannte "Teilalbinos" (Cornberg .1971) bezeichnet werden. Phänotypisch sind sie den "echten" Albinos gleich. Erst unter dem Mikroskop sind Unterschiede erkennbar. Ein Großteil der untersuchten Tiere wies jedoch keinen oder einen ganz geringen, mit dem Mikroskop kaum erkennbaren Melaninantcil auf Die Tiere des Untersuchungsstammes hatten eine sehr helle Färbung, die als blassgelb zu bezeichnen ist. In allen anderen Untersuchungsstämmen dieser
Grundfarbe (für andere Projekte) und auch auf den bislang im Handel bzw. auf internationalen Leistungsschauen gesehenen Albinoguppys trat jedoch keine weiße oder weißliche, sondern stets eine sehr helle. gelbliche Färbung auf, die immer heller als die der blonden Guppys ist. Eine für die Guppys eigentlich arttypische Schuppenumrandung (reticulatus, lat.= genetzt) war äußerlich nicht zu erkennen. Unter dem Mikroskop waren zwar deutlich die Übergänge von einer Schuppe zur nächsten erkennbar, jedoch war keine Melanophorenkonzentration - wie bei den anderen Grundfarben in diesem Bereich mehr oder weniger üblich - erkennbar Die Augen erschienen aufgrund des Wegfalls des Melanins wegen der durchscheinenden Blutgefäße rot.

Beschreibung meiner allgemeinen Ziele bei den genetischen Untersuchungen albinotischer Guppys in Kombination mit Guppys anderer Grundfarben

Seit Januar 1996 beschäftige ich mich sehr intensiv mit den Kombinationen verschiedener Grundfarben des Guppys, um deren genaue Erbgänge zu klären. Vor allem die Grundfarben Albino, Lutino und Pink (beide letztgenannten sind noch nicht exakt wissenschaftlich beschrieben) interessieren mich dabei. Auf die letztgenannten Grundfarben möchte ich im Rahmen dieses Artikels allerdings nur am Rand eingehen. Eines der wesentlichen Ausgangsziele meiner Grund-
farbenexperimente war die Kombination von Albino und Lutino und Albino mit Blau. Die Kombinationen mit Lutino hatte ich deshalb vorgesehen, um aufzuzeigen, dass es sich bei den dunkelrotäugigen Lutinos keineswegs um Albino mit dunkelroten Augen handelt, sondern dass Lutino eine eigenständige Grundfarbe ist, deren Erbgang autosomal einfach-rezessiv ist. Dazu werde ich mich in einem eigenen Artikel noch äußern. Aner Gülmez (1995) hat diesbezüglich bereits einen wichtigen Artikel im Guppybrief publiziert. Am Rande sei
aber bereits erwähnt, dass Lutino tatsächlich nichts mit Albino zutun hat und Poeser und ich unter dem Mikroskop bei Chromatophorenuntersuchungen Melanin bei Lutino nachweisen konnte. Damit unterscheidet sich diese Grundfarbe maßgeblich von "echten" Albinos. Die echten Albinos wirken im Vergleich zu den Lutinos eher blas gelb, während die Lutinos eine sehr kräftige, gelbe Grundfärbung zeigen. Ein weiterer Beweis für die unterschiedliche Grundfarbenzugehörigkeit ist die Tatsache, lass sämtliche Jungtiere der F 1 -Generation von allen Würfen dieser Kombination die Grundfarbe grau aufweisen (dagegen wurden bei mir bei einer Verpaarung von Albinos oder Lutinos untereinander stets nur Nachkommen der betreffenden Grundfarbe geboren). Dass nur graue Jungtiere in der F1-Generation zur Welt kamen, ist meines Erachtens der Beweis für die Eigenständigkeit dieser Grundfarbe. Bereits im Herbst 1995 berichtete Gülniez über die gleichen Kreuzungsresultate bei dieser Kombination. Allerdings beschrieb Gühnnez die neue Vari
ante damals als "Wine red Eye Albinos". Zur Diskussion über die Namengebung des Lutino äußere ich mich an dieser Stelle nicht. des weiteren interessierte mich die Kombination mit Blond. Die zweifach rezessive Grundfarbe Albino-Blond, also die Kombination aus Albino und Blond, konnte zwar sicherlich aufgrund der hohen Nachkommenzahl erreicht werden, jedoch fiel sie wegen der äußerlichen und auch mit Hilfe des Mikroskops nicht feststellbaren Farbunterschiede nicht auf Dazu differieren Blond und Albino zu wenig von ihrer Grundfärbung her, als dass hier tatsächlich ein Unterschied zwischen Albinos und Albino-Blond im Phänottip hätte festgestellt werden können. Schuster (1992) merkt dazu allerdings an, dass sich Albinos von Albino-Blonden durch den Grad der Dunkelfärbung unterscheiden lassen sollen. Die Albinos sind angeblich weitaus heller als die doppeltrezessiven Albino-Blonden. Angesichts der großen phänotypischen Variabilität in allen Grundfarben wage ich jedoch anzuzweifeln, ob letztlich eine rein äußerliche Einschätzung als sicher gelten kann. Um alle Zweifel auszuräumen, müssten schließlich Rückkreuzungen mit den Ausgangsgrundfarben angestellt werden.

Spezielle Beschreibung der Kombination Blau-Albino (Allgemeine Vorüberlegung)
Die Kombination zwischen Albinos und blauen Guppys war mir eigentlich besonders wichtig, da der von mir wegen zahlreichen phantastischen Arbeiten hoch geschätzte Johannes Horst Schroeder in seinem Buch "Vererbungslehre für Aquarianer" auf den Seiten 48 bis 51 die Kombination von Albinos mit anderen Grundfarben beschreibt und
graphisch darstellt. Dabei geht es hauptsächlich um die dreifach - rezessive Grundfarbe Albino-Weiß, also um die Kombination der Grundfarben Blond, Blau und Albino. Laut Schroeder (1974)
und anderen Autoren, die ihn immer wieder zitieren, ist es der einfachste Weg um die gewünschte (synthetische) Körpergrundfarbe Albino-Weiß zu er-ielen, zunächst die Grundfarben Blond und Blau zu kombinieren. In der FI Generation werden alle Jungfische die Grundfarbe grau zeigen. Erst in der F2Generation zeigt sich die Grundfarbe Weiß. Allerdings wird nur theoretisch jeder 16. Jungguppy diese Farbe aufweisen. Die anderen Nachkommen zeigen Grau, Blond und Blau im Verhältnis 9:3:3. Einer der weißen Nachkommen muß schließlich mit einem Albino verpaart werden, um die dreifach-rezessive Grundfarbe zu erhalten.
Aus dieser Kombination entstehen dann die Grundfarben Grau, Blond, Blau Albino, Weiß, Albino-Blond, AlbinoBlau und Albino-Weiß. Insgesamt würde rein theoretisch jeder 64. Guppy die letztgenannte Grundfarbe aufweisen. Schroeder (1974) erwähnt dabei auch Albino-Blau als zweifach-rezessive Grundfarbe. Dies ist allerdings der Punkt, an dem ich Zweifel habe. Theoretisch und praktisch ist eine Kombination aus Blau und Albino zwar durchaus denkbar, jedoch halte ich Guppys, die eine blaue Grundfärbung in Kombination mit roten Augen haben, nicht für möglich, zumal dann nicht, wenn man sich die genaue Beschreibung der Grundfarbe Blau durchliest. Es ist eindeutig erwiesen, dass Blau vor allem durch Melanin geprägt wird. Dies aber würde einen Phänotypen mit blauer Grundfarbe und roten Augen nicht erlauben, da dies den Albinofaktor überdeckte. Auch Luckmann (1991) schreibt irrtümlicherweise, dass man "bei einer Kreuzung zwischen einer einfach - rezessiven Grundfarbe wie Gold, Blond usw.
Mit der einfach-rezessiven Grundfarbe Albino keine sichtbare neue Grundfarbe wie z.B. Weiß bei der Kreuzung von Blond und Blau erhält, sondern zwar auch einen doppelt-rezessiven Typ, aber eben nur die Albino-Form von Gold, Blond, Blau usw. Aufgrund meiner theoretischen Vorüberlegung glaubte ihn nicht, dass es eine Albino-Form von Blau geben würde, sondern ich wollte herausfinden, wie denn dann der Phänotyp dieser Kombination sein könnte.
Im Vorfeld meiner Untersuchungen hatte ich mir dazu bereits ausführlich Gedanken gemacht und zwar zu dem theoretische ergebnis gekommen, dass durch diese Kombination möglicherweise bereits in der F2-Generation zweifach - rezessive Grundfarbe als weiße Albinos herauskommen müsste. Dies umso mehr, als dass letztendlich die Farbmangelmutante Albino noch weniger schwarzen Körperstoff als die Farbmangelmutante Blond aufweist. Während nämlich bei Blond die Melanophoren nur kleiner ausgeprägt sind als bei grauen oder Guppys verschiedener anderer Grundfarben, kann man
bei Albino (so gut wie) gar keine Melanophoren nachweisen (Poeser und ich konnten bei der mikroskopischen Untersuchung zahlreiche Albinoguppys sporadisch das Vorkommen von Mikromelanophoren feststellen). Damit wird die Dunkelfärbung völlig unterbunden. Nun ging ich vor dem Versuchsbeginn davon aus, das es tatsächlich phänotypisch keine zweifach-rezessive Körpergrundfarbe Albino-Blau geben könne (der Name ist allerdings korrekt, da er die Ausgangs-Grundfarben wiedergibt), sondern dass daraus weiße (natürlich nicht im Sinne der aus der Kombination zwischen Blond und Blau hervorgehenden Grundfarbe) Albinos entstünden.

Die Erbformeln und ihre praktische Anwendung im Versuch:

Grau AA BB GG RR Blond AA bb GG RR Blau AA BB GG rr Albino aa BB GG RR

Relevante zweifach-rezessive Erbformel zum Vergleich:

Weiß AA bb GG rr

Die dreifache - rezessive Grundfarbe
Albino-Weiß:

aa bb GG rr

Um nun zu den angestrebten zweifachrezessiven, aber dennoch phänotvpisch weißen Albinos zu kommen, wurden folgende Erbformeln kombiniert:

AA BB GG rr x aa BB GG RR
Demnach ist die Erbformel für
Albino-Blau:
aa BB GG rr

Die praktische Durchführung mitsamt den Ergebnissen:

Am 17.04.1997 setzte ich zwei kräftige Männchen der Grundfarbe Albino zusammen mit einem Weibchen der Grundfarbe Blau in ein 45 Liter fassendes Aquarium. Die Temperatur betrug 26°C, ph-Wert leicht alkalisch, Gesamthärte 20°dH. Die Männchen gehörten dem Standard "Triangel" an, zeigten also eine große dreieckig Caudale, die circa 80% der Körperlänge aufwies. Die Körper und Flossen der beiden Männchen waren großflächig mit roter Deckfarbe überzogen. Nach 3 5 Tagen kam am 22.05.1997 der erste Wurf mit 43 Jungtieren zur Welt. Alle Jungtiere waren phänottipisch der Grundfarbe grau zugehörig und die männlichen Nachkommen zeigten keine großen Caudale mehr. Aus diesem Wurf wurden jeweils drei Männchen und drei Weibchen miteinander verpaart. Alle Weibchen gebaren Jungtiere. 1.Wurf:
9 Grau(6,3) 4 Albino(4,0) 0 Blau 0 Albino-Blau
2.Wurf:
10 Grau(93) 0 Albino 2 Blau(2,0) 0 Albino-Blau
3.Wurf:
16 Grau(13,3) 7 Albino(7,0) 9 Blau(9,0) 0 Albino-Blau

Bei diesen ersten Würfen muss allerdings das Fehlen der Albino-Blauen
mit einem Fragezeichen versehen werden, da die Albinos ohnehin unterschiedlich hell sind und bei der Auftrennung der einzelnen Würfe ein eventuelles Auftreten dieser zweifachrezessiven Grundfarbe unter Umständen nicht erkannt worden ist und von daher auch keinen Eingang in die Unterlagen hatte. Größere Bedeutung haben die weiteren Würfe jedoch für die Untersuchungsergebnisse.
Zwei weitere Würfe wurden im Verpaarungsaquarium geboren, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass einige Jungtiere dem elterlichen Kannibalismus zum Opfer fielen. Nach dem Entfernen der Elterntiere wurden etwa sechzig Jungtiere aus dem Aquarium gefischt, von denen neben blauen, albinotischen und grauen Guppys auch acht Weiße Albinos waren. Ein letzter kontrollierter Wurf ergab dann ein weiteres Erfolgserlebnis. Insgesamt warf das Weibchen acht Jungtiere, von denen vier grau, eines blau, zwei Albinos und ein Jungtier ohne Zweifel Albino-Blau war. Der Phänotyp war eindeutig weiß mit rot erscheinenden Augen. Trotz einiger Versuche, erneut die Verpaarung zwischen Albino und Blau durchzuführen, ist es bis heute nicht gelungen, nochmals die Grundfarbenkombination zu erzielen. Dies ist insofern bedauerlich, als dass das oben angegebene Zahlenmaterial nicht besonders aussagefähig ist. Allerdings dürften wegen der theoretischen Überlegung im Vorfeld und der bislang gemachten Erfahrung mit dem Kombinieren einfachrezessiv vererbender Farbmangelinutanten des Guppys keine nennenswerten Zweifel aufkommen. dass sich Weiße
Albinos tatsächlich auch ohne das Kombinieren von Blond, Blau und Albino erzielen lassen. Obschon nur wenige Zahlen vorliegen, meine ich mit diesem Versuch bewiesen zu haben, dass für das Erzielen weißer Albinoguppys nicht das zusätzliche Einkreuzen von Guppys der Grundfarbe Blond erforderlich ist. Die Reduktion des schwarzen Farbstoffes, Melanin, durch die Albinos führt in Verbindung mit der durch die Grundfarbe Blau bedingten Reduktion der gelben und roten Pigmenten zur weißen Körpergrundfarbe dieser Fische. Die Grundfarbe Blond reduziert lediglich das Melanin, und in folgedessen treten bei dieser Farbmangelmutante überwiegend kleinere Melanophoren auf. Bei Albinos indessen wird das Melanin (beinahe) völlig reduziert, so dass es die Kombination mit Blond überflüssig macht.

Abschließende Bemerkungen
Der Phänotyp entsprach tatsächlich den von mir im Vorfeld erwarteten weißen Albinos. Im direkten Vergleich zwischen den einfach-rezessiven Albinos und den zweifach-rezessiven Albino-Blau (weiße Albinos) wirkten die einfachen Albinos deutlich gelber. Bei ihnen bewirken die Xanthoporen die Gelbfärbung, die bei den Albino-BlauGuppys durch die Erbanlagen der blauen Guppys fehlen. Infolgedessen wirken sie weiß. Die Rückkreuzung zwischen dem Phänotyp nach "echten" Albinos und den weißen. Albinos (Albino-Blau) ergab eine Nachkommenschaft von 100% Albinos mit heller Gelbfärbung. Dem Phänotyp
nach waren diese allesamt den einfach-rezessiven Albinos zuzurechnen, so dass damit der Erbgang geklärt wäre. Diese weißen Albinos sind tatsächlich zweifach-rezessiv. Ein direkter Vergleich mit meinen zweifach-rezessiven weißen (aus Blond und Blau) Doppelschwertern ergab keine bedeutenden phänotypisehen Unterschiede.
Im Vergleich zu den anderen Wurfgeschwistern wuchsen die Albinos und insbesondere die weißen Albinos sehr langsam - trotz identischer Lebensbedingungen. Die Männchen der weißen
Literatur:
Albinos erreichten kaum 20 mm Gesamtlänge, die Weibchen wurden gut 5 mm länger. Haskins&Haskins wiesen 1948 darauf hin, dass der Albinofaktor in homozygotem Zustand die Vitalität beeinträchtigt. Aufgrund meiner nunmehr jahrelangen, experimentellen Erfahrungen mit Albinoguppys möchte ich Guppyzüchtern und Aquarianem von der Haltung und Zucht abraten, da diese Fische in ihrer Vitalität und auch in ihrer Fertilität z.T. in erheblichem Maße negativ beeinflusst sind.


Coinberg,G (1971): Tierzüchtungslehre, 2Auflage. Stuttgart
Dzftwillo,M (1959): Genetische Untersuchungen an domestizierten Stämmen von Lebistes reticulatus (Peters). Mitt. Hamburg. Zool.Mus. hist. 57:143-186
Großncann,H. (1 999a): Schwierigkeiten nüt Blau. Der Guppybrief 44 (1): 4-5 Groß,natur,H. (1999b): Immer noch Schwierigkeiten mit Blau. Der Guppybrief 44 (3): 4-6 Nayuda,P.L. & CRH,inter (1979): Cvtological aspects and differential responce to melantonin of melanophore based color rnutants in the guppy, Poecilia reticulata. Copeia 1979:232-242.
Haskins,C.P. & E.F.Haskinis (1948): Albinism, a semilethal autosomal mutation in Lesbistes reticulatus. Hereditty 2:251-262.
Gümez, Ö S. (1995a): Eine neue Grundfarbe? Der Guppybrief 40:4.
Giilmez,Ö S. (1995b): Eine neue Grundfarbe? Der Guppybrief 40:18
Luckmann,H. (1991): Rezessive Grundfarben beim Guppy-Teil IQ: Doppelt-rezessive Grundfarben: Weiß-, Creme-, Silber-, Albino-Kombinationen. DGLZ Rundschau 18:67-69. Pederzani,H. L (1981): Die Grundfarben beim Guppy. Aquarien Terrarien 10/81:349-352. Schröder, I IL (1974): Vererbungslehre für Aquarianer - Die Grundlagenplanmäßiger Fischzucht. Stuttgart.
Someha, ,0.(1995): Albinos in Japan. Der Guppybrief 40:17-18
Schuster. W(1992): Albino- ein neuer Anfang (4.Teil)- Theoretische und praktische Spielereien zur Unterscheidung zwischen Albino und Albino-Blond. Guppynachrichten 3/92.


Mit freundlichen Grüßen
franzpeter
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