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#1

Grüne Guppys

in Artikel 13.02.2013 22:12
von franzpeter | 17.445 Beiträge

Hallo.
Da es sehr wenige Züchter gibt, die grüne Guppys züchten, habe ich Jandecks Beitrag noch einmal hervor geholt und mit
zusätzlichem Material versehen.

Grüne Guppys

Auszug aus Tim Uwe Jandecks "Guppyzucht"


Zunächst etwas Theorie:

Die Farbentwicklung eines Fisches wird durch das Drüsen- und Nervensystem kontrolliert, die Aufnahme von verschiedenen Pigmenten durch die Nahrung spielt ebenfalls eine Rolle. Hormone steuern die Produktion und Anlagerung von Pigmenten während der Entwicklung des Asches, besonders in der Phase des Übergangs zur Geschlechtsreife. Das autonome Nervensystem dirigiert schnelle Färbungswechsel als Reaktion auf verschiedene Stimulationen (z.B. Balzverhalten).

Spezialisierte Pigmentzellen (Farbzellen), Chromatophoren genannt, werden unter den Schuppen angelagert. Diese Zellen sind "verzweigt", so dass den Pigmentkörnchen die Möglichkeit gegeben wird in der Nähe der Oberfläche, von der Oberfläche entfernt, zusammengezogen oder verstreut verteilt zu sein. Diese Zellen sind für die Variabilität der Fischfärbung verantwortlich. Zusätzlich gibt es noch farblose Purinkristalle, welche in speziellen Chromatophoren eingelagert sind, die Iridophoren. Diese Kristalle sind zu groß, um sich innerhalb der Iridophoren zu bewegen, verleihen dem Fisch allerdings die reflektierende Oberfläche der Schuppen. Iridophoren sind also für den silbernen Schimmer verantwortlich. Der eigentliche Sinn dieser Schicht ist leicht zu erkennen, wenn man sich Fische einmal von oben und dann von unten beschaut. Sie wirken als Lichtreflektoren und lassen den Fisch von oben dunkler, von unten heller erscheinen. Also eine Art Tarnvorrichtung zum Überleben in der Natur.

Pigmentzellen werden durch ihre Färbung charakterisiert. Erythrophoren sind rot, Xantophoren gelb und Melanophoren schwarz. Blaue Färbung entsteht durch spezielle Iridophoren, welche besonders den blauen Teil des Lichtspektrums reflektieren, andere Teile streuen oder durch schwarze Pigmente absorbieren lassen. Grüne Farbtöne entstehen durch die Überlagerung von blauen Pigmenten durch gelbe Pigmente. In der Fischhaut liegen die drei genannten Farbzelltypen stets in einer vorgegebenen Reihenfolge übereinander. Melanophoren bilden die erste Schicht, darüber liegen die Iridophoren und die oberste Schicht bilden die Xantophoren.

Fische können einige Pigmente selbst produzieren, andere müssen über die Nahrung aufgenommen werden. So werden zum Beispiel schwarze Pigmente von bestimmten ,eilen selber hergestellt, Carotenoid (ein roter Farbstoff) und Xantophyll (ein gelber Farbstoff) muss über die Nahrung aufgenommen werden. Die natürliche Nahrung bietet den Fischen in der Regel genug Quellen von Pigmenten. Farbverstärkende Futtermischungen enthalten einerseits zusätzliche natürliche Pigmente, Astaxanthin ist zum Beispiel ein weit verbreitetes rotes Pigment zur Verbesserung der roten und prangen Farbanteile. Dieses Pigment gibt übrigens auch dem Lachsfleisch seine rote Färbung. Astaxanthin gibt es mittlerweile auch in künstlicher Form und wird als Ergänzung dem Futter beigemengt. Gelbe Pigmente können beispielsweise über getrocknetes Ei verstärkt zugeführt werden. Spirulina ist eine sehr effektive Quelle von Phycocyanin zur Verstärkung blauer Farbanteile. Selbstverständlich nehmen auch die Wasserqualität und andere mögliche Stressfaktoren Einfluss auf die Ausbildung von Färbungen. Aus der Theorie wird bereits jetzt klar, dass die Farben Rot, Gelb, Blau und Schwarz grundsätzlich leichter zu züchten sind, da es sich nicht um Mischungen handelt. Es muss lediglich bezüglich der Ausbildung der jeweiligen Pigmentzellen selektiert werden. Eingefleischte Züchter dieser Farben werden jetzt sicher auf die Barrikaden gehen, in der Praxis gibt es da eine Menge Schwierigkeiten, „leichter" bezieht sich nur auf die Zusammensetzung der Farben.

Soviel zur Theorie, nun einmal genauer zur Ausbildung der grünen Farbe:

Wie bereits beschrieben ist ein grüner Guppy zunächst einmal ein blauer Guppy, der gleichzeitig auch gelbe Pigmente ausbildet und damit grün wirkt. Das Problem ist nun die richtige Mischung zwischen blauen und gelben Pigmenten zu finden. Das hier ein wirklich schweres Problem vorliegt zeigt schon ein Blick auf die als "grün" gehandelten Fische auf den Ausstellungen. Häufig ist es lediglich eine Frage des Lichtes und des Winkels unter dem der Fisch sich präsentiert ob überhaupt Grün zu sehen ist. Abgesehen von vereinzelten grünen Punkten (z.B. beim Wiener Smaragd) ist die Züchtung grüner Guppys bislang also wenig erfreulich anzusehen. Sicherlich läßt sich eine Menge durch Vollspektrum Beleuchtung und erstklassige Haltungsbedingungen herausholen, die Frage ist jedoch ob es nicht grundsätzlich neuer Ideen bedarf.

Welche Probleme hindern uns also an der Züchtung grüner Guppys? Fehlt es an geeigneten blauen Fischen, ist die Züchtung gelber Fische so ein großes Problem oder ist es schlichtweg die richtige Mischung die uns nicht gelingt? Ich vermute, dass die vorhandenen blauen (z.B. Moskauer) und gelben Züchtungen (z.B. Mikarif) die falsche Basis für eine Grünmischung sind. Wahrscheinlich setzt sich richtiges Grasgrün nicht aus den verbreiteten Blau- und Gelbzüchtungen zusammen, sondern möglicherweise aus anderen vielleicht unscheinbareren Blau- und Gelbpigmenten. Eines ist klar, schaut man sich die brillant grasgrünen Flecken einiger weniger Wildguppys an, so ist deutlich, dass Grün möglich ist!Hoffentlich kann dieser Beitrag einige Leute begeistern sich der Züchtung grüner Guppys zu widmen. Es reicht vielleicht bereits aus, wenn möglichst vielen Züchtern bewusst ist, dass zufällige Einzeltiere mit neuen Grüntönen einen wertvollen Beitrag leisten könnten. Also Augen auf!

wird fortgesetzt!

Vorab, es gibt kein grünes Pigment.

Was ist also ein grüner Guppy? Es ist ein Guppy, der eine Schicht von strukturellem Blau besitzt
(Iridophoren in der Mittelschicht der Haut) und eine Schicht von gelben Pigment
Farbzellen darüber.
Und ohne eine darunter liegende Schicht schwarzer Fabzellen (Melanophoren), wird es kein gutes Grün geben. Die Melanophorenschicht fängt alle nicht zurückgeworfenen Wellen auf (absorbiert sie).



Wenn man einen grünen Guppy mit einem
Mikroskop von sehr nah betrachtet , sieht man Gelb und Blau. Aber aus der Distanz einer Kamera gesehen, sieht er grün aus.


Ein kleiner Ausflug zwischendurch: Wie entsteht Farbe in unserem Hirn?

Stäbchen

Die lichtempfindlichen Stäbchen, reagieren nur auf die Lichtstärke, die von einer Lichtquelle ausgeht, und vermitteln die Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden. Sie sind zuständig für die Helligkeitsempfindung in der Dämmerung und registrieren bei Tageslicht 100 % Helligkeit.

Zapfen

Die rund 5 Millionen Zapfen in der Netzhaut sind zuständig für das »Farbsehen«. Es gibt insgesamt drei verschiedene Typen von Zapfen (Rot, Grün, Blau). So ist eine Zapfenart für die kurzen Wellenlängen (Blau, 400–500 µm) empfindlich, die zweite für das grüne (500–600 µm) und die dritte Zapfenart für das rote (600–700 nm) Spektraldrittel. Die Zapfen absorbieren die vom Auge empfangene Lichtenergie ihres jeweiligen Wellenlängenbereichs.

Da sie Lichtenergie über einen breiten Bereich des Spektrums absorbieren, kann es durchaus verschiedene Spektren geben, diedie gleiche Farbwahrnehmung erzeugen.

So kann ein schmaler Bereich des Spektrums (von einer monochromatischen Lichtquelle) mit einer hohen maximalen Energie oder ein breiter Bereich (aus mehreren Wellenlängen) mit niedrigerer maximaler Energie den gleichen Farbeindruck hervorrufen. Werden beispielsweise zwei Zapfentypen maximal gereizt, entsteht eine Sekundärfarbe der additiven Farbmischung: Cyan, Magenta oder Gelb.

Werden alle Zapfentypen gereizt, entsteht Weiß. Unsere Sehorgane arbeiten also nach dem Prinzip der additiven Farbmischung. Beim so genannten Dämmerungssehen werden sowohl die Stäbchen als auch die Zapfen gleichsam angesprochen.

Von mir gesehenes „Grün“ kann auf zwei Arten entstanden sein:

Erstens, grüne Lichtwellen, die meine RGB-Zäpfchen reizen und bei mir einen grünen Eindruck hervorrufen. Das kommt z. B. bei Pflanzen (Chlorophyll) vor.

Zweitens, durch andere Wellen als vorgenannte grüne Lichtwelle, die meine RGB-Zäpfchen mit gleicher (aber zusammengesetzter) Intensität reizen, und mir gleichfalls den Eindruck „Grün“ vermitteln.
Grüne Fische sind objektiv gesehen nicht im grünen Spektrumsbereich angesiedelt, ich empfinde nur „grün“, weil ihre zusammengesetzten Lichtwellen den subjektiven Eindruck „Grün“ bei mir hervorrufen, obwohl sie im gelben und blauen Spektrumsbereich abstrahlen, oder in anderen Spektrumsbereichen, die zusammengesetzt den „subjektiven“ Eindruck
„grün“ hervorrufen.


Nun wieder zu grünen Guppys.

Hermann Magoschitz schreibt auf seiner Webseite:

Deckfarbe Grün

Eine seltene Deckfarbe, wenn es um ein flächiges Grün geht. Die Farbe entsteht durch gelbe und schwarze Pigmente und durch das Guanin (iriszierende Farbe). In den USA gibt es grüne und halbschwarzgrüne Stämme. Bei uns finden wir Grün nur im Grünen Moskauer.


Dieser Moskauer Stamm ist einfach ein Blauer Moskauer mit einer größeren Zahl Xanthophoren Farbzellen. Gelbe Farbzellen werden bis zu einem gewissen Grad in allen Würfen von Blauen Moskauern gefunden. Kreuzt man sie mit IFGA Grünen, wird die Farbe in Richtung Grün beeinflusst.

Der einzige Unterschied zwischen einem blauen und einem grünen Guppy ist die Anzahl der vorhandenen gelben Pigmentzellen. Der Winkel und die Farbtemperatur des Ausstellungslichtes, das von den Iridophoren des Grünen reflektiert wird, kann die sichtbare Farbe des Guppys verändern.

In den U.S. nehmen verschiedene Grüne Stämme an Ausstellungen teil.

IFGA HS Grüne sind genetisch Grüne mit dem zusätzlichen Halbschwarz-Gen.

Einer der ältesten Stämme grünen Züchtungen ist der Parrish-Grüne. In diesem Stamm stimmen Dorsale und Kaudale nicht überein, die Dorsale ist in der Regel etwas heller als die Kaudale. Dieser Stamm galt ursprünglich als gross und unempfindlich, obschon Inzucht diese Reputation herabgemindert hat.

Der Züchter Hutter entwickelte einen Grünen mit übereinstimmender Dorsale, der von Regent weiter entwickelt wurde. Hutter`s Grüne sind in der Regel kleiner und weniger leuchtend in der Farbe, und auch empfindlicher . Sie wurden beide extensiv ingezüchtet, um die Vorteile beider Linien zu vereinen. virtues of both lines.

Bei „Parrish Grünen“, bzw. Parrish Dorsalen tauchen oft Guppys mit weissen Flecken oder Streifen in der Dorsale auf, wogegen „Hutters Grüne“ mittlerweile Grüne mit übereinstimmenden Dorsalen hervorbringen. Da Grüne mit anderen Stämmen gekreuzt wurden, haben die Begriffe wohl etwas von ihrer beschreibenden Kraft verloren.


Mit freundlichen Grüßen
franzpeter
zuletzt bearbeitet 30.07.2015 23:59 | nach oben springen
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