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Das Züchten von Guppys im Schwarm

in Artikel 09.03.2013 17:36
von franzpeter | 17.445 Beiträge

Das Züchten von Guppys im Schwarm
von Michael Kempkens, Bocholt

DGLZ-Rundschau 3/94

Seit 1988 züchte ich all meine Untenschwertguppys. Diesen Stamm habe ich durch Selektion aus
Doppelschwerten herausbekommen, die ich vorher hielt. Angesichts der Tatsache, daß sich die
Untenschwertguppys dann besser entwickelten als die Doppelschwerter, habe ich mit einer
systematischen Zucht der Untenschwerter begonnen. Noch immer züchte ich diesen Stamm mit sechs
Linien, wohei von jeder Generation gerade ein Männchen und ein Weibchen zur Zucht angesetzt werden.
Je Generation sind dies also nicht mehr als sechs Paare. Regelmäßig werden Linienkreuzungen ausgeführt,
wobei ich ein Männchen mit einem Weibchen einer anderen Linie kreuze. Die besten Resultate erhalte ich
dabei mit Kreuzungen zwischen Halbbruder und -schwester sowie mit Onkel und Nichte.
Anfang 1992 bekam ich dann die Idee, eine größere Linie zu beginnen, um eine breitere "genetische Basis" für
diesen Stamm zu haben. Wenn zwei oder drei Linien ausfallen, kann das nämlich ein viel schnelleres Ende des
ganzen Stammes bedeuten als man für möglich hält.
Ein 400 Liter-Becken, in dem ich bereits geraume Zeit Guppymännchen und andere Lebendgebärende
gehalten hatte, mußte für diesen Zweck dienen. Natürlich mußte erst einmal ein Konzept ausgearbeitet
werden, wie ich zu Werke gehen wollte, denn mit einer Anzahl Guppys, die hereingesetzt werden, und dann
einfach abwarten, macht man einen großen Fehler. Ich mußte überlegen, wie ich das Niveau dieser
großen Linie so hoch wie möglich halten könnte. Schließlich kann man bei einem 400 Liter-Becken als
Züchter durchaus die Übersicht verlieren. Außerdem besteht die Gefahr, daß die Standardform der großen
Linie langsam von der der übrigens
sechs Linienzuchten abweicht. Desweiteren mußte ich bedenken, aus welcher der sechs Linien ich die
Tiere für die große Linienzucht nehmen sollte. Mußte ich direkt Tiere aus allen sechs Linien nehmen,
uni die Gefahr einer Inzucht zu verkleinern? Hierüber mußte ich nachdenken, aber ich kam relativ
schnell zu einer Lösung, die bis heute, ungefähr ein Jahr nach dein Beginn, gut funktioniert. Aber darüber
später.
Ich mußte erst einmal überlegen, wie ich das 400 Liter-Becken richtig einrichten sollte. Der Boden war
erst bedeckt mit Kies und das Becken war dicht bepflanzt. Es war aber deutlich, daß ich viel
fachbezogener sein müßte in diesem Becken als bisher. Das Becken stand aber in einem Wohnraum.
Das maßte ich hei der neuen Einrichtung aber auch berücksichtigen. Ich mußte einen Kompromiß
suchen zwischen einer geschmackvollen und gleichzeitig gut behandelbare Einrichtung, die auch noch
den Forderungen der Fische gerecht werden mußte. Schließlich beschloß ich, die hinterste Hälfte mit Kies
zu bedecken, aber die vordere Hälfte, über der auch gefüttert würde, frei zu lassen. Die
Riesenvallisnerien und einige Amzonasschwertpflanzen setzte ich in Töpfe. An die Oberfläche kam
Riccia und (unfreiwillig) Wasserlinsen. Ein Stück Kienholz sorgte auch für einige Versteckmöglichkeiten.
Endlich kam der große Augenblick. Die ersten Untenschwertguppys bekamen ihre neue Wohnung. Ich
beschloß, zwei Paare einzusetzen, die sich bereits als gute Zuchttiere ihrer Linie erwiesen hatten. Die
Jungen dieser Tiere waren so etwa vier Monate alt und ich konnte anhand der auf dem Körper bereits
gefärbten Männchen sehen, daß diese Paare die guten erblichen Eigenschaften weiterga

ben. Beide Weibchen waren bereits befruchtet, sodaß nach zwei bzw. dreieinhalb Wochen die ersten
jungen Guppys geboren wurden. Neben diesen zwei Paaren habe ich noch sieben jungfräuliche Weibchen
im Alter von ca. vier Monaten hinzugesetzt. Nun mußte ich vorläufig abwarten. Nach drei Monaten war
das Becken randvoll mit jungen Guppys. Schon eher hatte ich begonnen, Männchen herauszufangen.
Bereits bevor ich mit dem Aufbau dieser großen Linie begonnen hatte, hatte ich mir bereits überlegt, wie
ich das hohe Niveau dieses Stamm halten und sogar noch etwas verbessern konnte. Ich beschloß, die
ungefähr einen Monat alten Männchen aus dem großen Becken herauszufangen und sie in einem separaten
Becken aufwachsen zu lassen. So konnte ich sehen, ob die Männchen den gewünschten Forderungen
entsprachen, dann sollten die guten Männchen wieder in das große Becken zurückgesetzt werden. Damit
wollte ich dem vorbeugen, daß die große Linie zu sehr von den sechs anderen Linienzuchten abweichen
würde. Abweichende erbliche Eigenschaften, die nicht im Äußeren sichtbar waren, würden so aber im
Schwarm erhalten bleiben.
Im Laufe eines Jahres wurden meine Forderungen, denen die Männchen gehorchen mußten, immer
höher, sodaß nun gerade noch
10% der Männchen zurückgesetzt werden.
Nun, beinahe ein Jahr nach dem Beginn der Zucht im Schwarmansatz kann ich sehr positiv über diese
Zuchtform berichten. Die Tiere, die im großen Becken geboren werden, sind bis auf wenige Ausnahmen
prächtige, kräftige Tiere, die gut den Standardanforderungen entsprechen. Natürlich habe ich daneben die
bisherige Linienzucht der Untenschwertguppys nichtvernachlässigt. Durch das zielgerichtete Aussuchen und
Zusammensetzen von Zuchttieren in jeder Linie erreiche ich noch immer höhere Prozentzahlen an
Ausstellungstieren als in der großen Zuchtlinie. Ichhabe aber die große Linie nicht deswegen aufgebaut, um eine
möglichst große Anzahl von Ausstellungstieren zu produzieren, sondern um ein besseres "genetisches
Fundament" für die Linienzucht zu haben. Ich kann immer aus Tiere aus der großen Linie zurückgreifen, und
darum muß ich feststellen, daß dieses Experiment bis heute als geglückt bezeichnet werden kann und meine
Erwartungen noch übertroffen hat.
Übersetzung aus dem Niederländischen: Hr. Der Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung
nachgedruckt aus "Poecilia nieuws", Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Lebendgebärende Zahnkarpfen
der Niederlande, Heft 5/1993. Michael Kempkens ist Guppy-Obmann von Poecilia Nederland.


Mit freundlichen Grüßen
franzpeter
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